Ein Meilenstein und ein Trauerfall

Nach 162 Tagen habe ich seit Start meines kleinen Blogprojekts insgesamt 100,- EUR Dividenden erhalten. Für mich ein durchaus erwähnenswerter Meilenstein. Mein Ziel vor Augen lautet 100,- EUR in 7 Tagen. Es wird daher klar, dass mein Geld noch schwer arbeiten muss, ehe ich mein Ziel erreiche. Doch schon im nächsten Quartal würde ich die nächsten 100,- EUR erwarten, was im Forecast einer Halbierung der benötigten Zeit entspricht. Das wird nicht immer so weiter gehen und doch ist es für mich ein Ansporn, weiter zu sparen und die Dividenden fein säuberlich zu notieren. Ich wäre daher in Partystimmung, wenn ich nicht auch in dieser Woche eine traurige Nachricht erhalten hätte. Freud und Leid liegen halt manchmal nah beieinander. Doch hier muss ich etwas ausholen…

Vor einigen Wochen habe ich „Rich Dad Poor Dad“ auf der Dienstreise im Auto als Hörbuch gehört. Gut 27 Jahre nach Erscheinungsdatum ist es damit auch schon bei mir angekommen.

Das Buch oder Hörbuch kann ich uneingeschränkt empfehlen. Es ist aus meiner Sicht heute noch so aktuell wie damals. Wenn ich zurück schaue, sehe ich einige interessante Parallelen zu meiner Entwicklung.

In gewisser Weise hatte ich auch zwei Väter.

Während mir mein leiblicher Vater viele gute Eigenschaften mitgegeben hat, wie z.B. Offenheit, Mut, Neugier oder handwerkliches Geschick, lehrte mich mein reicher Vater über den Sinn von Geschäften. Ich habe seinen Satz noch gut im Kopf: Selbst wenn du am Ende des Jahres nur 50 Euro mit dem Geschäft verdient hast, so bleibt es dennoch ein gutes Geschäft, denn diese 50 Euro hättest du ja sonst nicht gehabt. Für mich liegt in dieser Aussage viel Gutes. Nämlich sich an auch kleinen Ergebnissen zu erfreuen, dran zu bleiben, aber auch zu optimieren und stets weiter zu lernen.

Meinen zweiten Vater lernte ich erst mit 23 Jahren kennen und zwar über ein Inserat, dass jemand Unterstützung für die Einrichtung seines Computers benötigte. So griff ich zum Hörer und nach einem kurzen, heiteren Telefonat fuhr ich fortan jeden zweiten Samstag in sein Büro und erklärte Hardware, schulte Word und Excel, machte den PC internet-tauglich und installierte eine kleines Büro-Netzwerk. Ich war selbst noch jung, hatte nicht sooo viel Ahnung von den PCs, das meiste aus Zeitschriften wie Chip, C’t & Co., aber es gab mir die Möglichkeit, mich auch selbst weiterzuentwickeln. Ganz nebenbei verstanden wir uns auch sehr gut und ich war glücklich, wenn ich -je nachdem wie wir am Vormittag vorankamen- noch eine Einladung zum Mittagessen erhielt. Für mich war dieser Nebenjob ein Eintauchen in eine völlig neue Welt. Da war jemand mit seinem eigenen Büro, völlig entspannt, hatte seinen Job bei einer großen Bank gekündigt und kümmerte sich nur noch um seine eigenen Vermögenswerte. Mich interessierte das sehr und so nutzte ich wann immer es ging die Gelegenheit, mehr über Finanzanlagen, Immobilien und die steuerlichen Angelegenheiten zu erfahren.

Diese Nebentätigkeit habe ich ungefähr 5 Jahre betrieben, bis ich in meinem Hauptjob einen weiteren Entwicklungsschritt wahrnehmen konnte. Trotzdem ich nicht mehr regelmäßig die Gelegenheit hatte, die PCs meines zweiten Vaters zu warten, verabredeten wir uns einmal im Monat und tranken eine Tasse Kaffee oder gingen zum Italiener und tauschten uns aus. Gelegentlich besuchten wir uns auch zu Hause, sprachen über Autos, die Entwicklung der Kinder und die allgemeine Situation der Wirtschaft, des Landes, etc. So entstand eine Freundschaft, die wir im weiteren Verlauf zwar immer unregelmäßiger gepflegt, aber gepflegt haben. In der letzten Woche war ich unterwegs und griff aus dem Auto heraus zum Hörer, wollte spontan einmal meinem zweiten Vater Hallo sagen und fragen, ob wir uns nicht zum Ende der Woche zu Kaffee & Kuchen treffen wollen. Schon an der Stimme und Begrüßung des Sekretariats wurde mir klar, dass irgendwas anders war. Nach der Begrüßung bat mich die Dame um einen Augenblick Geduld und stellte mich in die Warteschleife. Hörbar gesammelt teilte mir die Sekretärin nach einer Minute mit, dass mein zweiter Vater vor 14 Tagen überraschend verstorben sei. Ich war so verdattert, dass ich nur kurz alles Gute gewünscht habe und mich schnell verabschiedete. Mein Tag war gelaufen und ich brauchte eine Zeit, um diese Nachricht zu verdauen.

Ich muss gestehen, ich habe mit mir gehadert, ob ich diese Geschichte hier off-topic teile, aber letztlich handelt es sich hier um mein Finanztagebuch und im weiteren Sinne habe ich aus dieser Begegnung mit einem lieben und guten Menschen über einen Zeitraum von 30 Jahren im Rahmen der finanziellen Bildung unheimlich viel mitgenommen. Statt zweiter Vater hätte ich auch Freund, Mentor, Vorbild oder einen anderen Begriff wählen können. Doch für mich beschreibt es die Situation so am besten.

Meine Empfehlung lautet daher an die jüngeren Mitleser: sucht euch einen Mentor, ein Vorbild, schaut hin, wie sich die Menschen verhalten, welchen Leitsätzen sie folgen und nehmt etwas für euch persönlich mit. Für die älteren Mitleser -und da bin ich sehr dankbar für die ganzen Blogger, die kostenlos Knowledge bereit stellen: teilt gern euer Wissen, nehmt gern die Jüngeren an die Hand. Gebt was weiter von euren guten Erfahrungen. Es ist so schön, persönliche Entwicklungen zu sehen, zu begleiten und gibt die Möglichkeit, in Erinnerungen weiter zu leben.

Eine gute Woche und bis bald!

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