Der Rentenberater

Neulich hielt ich auf dem Heimweg aus dem Büro am Getränkemarkt. Ich führte noch ein Telefonat und ließ aufgrund des schönen Wetters das Fenster geöffnet und beobachtete das rege Treiben aus dem Auto heraus. Neben mir parkte ein VW Bulli und ein fröhlicher, älterer Herr stieg aus. Er trug Lederjacke und Krawatte, ein Look aus vergangener Zeit, weshalb ich schmunzeln musste. Schnurstracks kam er auf mich zu und fragte mich, ob ich denn zufrieden sei mit meinem Tesla. Ich entschuldigte mich bei meinem Gesprächspartner am Telefon und beantwortete seine Fragen zu PS, Reichweite und Vergleichen zu deutschen Premiumherstellern gerne und nach bestem Wissen und Gewissen. (Mich selbst belauschend hätte ich wahrscheinlich auch eine großartige Karriere als Autoverkäufer hingelegt:)) Jedenfalls bedankte er sich freudig für die ganzen Infos und wollte auf jeden Fall online einen Probefahrttermin vereinbaren. Völlig unvermittelt drückte er mir ein Visitenkärtchen in die Hand, auf dem auf der Vorderseite stand: „Die Rente ist sicher“….. Ein blaues Kärtchen, dicke Schrift und dann darunter „im Alter nicht ausreichend!“ in roter Schrift. Auf der Rückseite dann seine Kontaktdaten mit dem Hinweis auf einen unverbindlichen Beratungstermin für eine persönliche Finanzanalyse nach den Grundsätzen des Deutschen Instituts für Normung. Sie ist festgelegt in DIN77230.

Potzblitz, da war ich doch einem gewieften Vertriebler auf den Leim gegangen, dachte ich bei mir und erledigte zunächst meine Einkäufe. Zurück am Wagen beim Einladen stand der Herr wieder neben mir und ich ergriff die Chance für eine Rückfrage: Ob man denn als Freiberufler in seinem Berufsfeld heute noch gute Einkommen erzielen könne, fragte ich ihn ziemlich ungeniert zurück. Er bejahte dies und gab mir einen kurzen Abriss, wie schlecht es doch eigentlich um die Menschen bestellt sei. Sie hätten kaum finanzielle Bildung, die meisten, oftmals sogar die Selbständigen, denken gar nicht an die Altersvorsorge und dabei wäre es doch ein absolutes Muss. Das Geld würde recht sorglos ausgegeben, dabei sei Sparen doch etwas Wichtiges. Man müsse doch nur einmal daran denken, wenn man täglich einen Coffee to go beim Starbucks kaufen würde, was da im Monat zusammen käme. Bei 3,50 EUR wären es schon 70,- EUR im Monat. Diese in einen ETF investiert, es würde im Laufe der Zeit schon ein ansehnliches Sümmchen ergeben. Ich hörte seinen Ausführungen aufmerksam zu und nickte bejahend. Als er mich dann abschließend fragte, ob ich interessiert sei, meine finanzielle Aufstellung durch ihn analysieren zu lassen, lehnte ich jedoch dankend ab, mit dem Hinweis, dass ich wirklich hinreichend über meine Altersvorsorge nachgedacht hätte.

Den Sparhinweis kann ich nur weitergeben, jedoch rate ich jedem Kaffeeliebhaber -> Geniess weiter deinen Kaffee, er ist es wert und wenn der Tag damit glücklich und zufrieden startet, dann ist es eine Investition in dich selbst und in Starbucks. Ich bleibe long on Starbucks und wünsche einen schönen Tag.

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